15 wertvolle Erkenntnisse für selbständige Fotografen (und andere Menschen)

Heute habe ich leider kein Foto für dich. Dafür aber einen ziemlich langen Text.

Es sind meine bisher wichtigsten Erkenntnisse aus der hauptberuflichen Selbständigkeit als Fotografin. Manche davon mußte ich teuer bezahlen, andere durfte ich nebenbei am Wegensrand pflücken. Hier geht es weniger um Rezepte, mit denen du ein bestimmtes Ergebnis reproduzieren kannst, sondern vielmehr um das richtige Mindset, um dich weiterzubringen.

Warnung: Wie immer schreibe ich recht offen und persönlich, und manches wird vielleicht im ersten Moment etwas hart klingen. Aber ich hoffe, du kannst die gute Absicht dahinter erkennen und für dich einiges Nützliches herausziehen.

Hier sind sie also – meine Weisheiten für dich.

1. Kommuniziere klar und frühzeitig.

Ob mit Kunden, Partnern oder Dienstleistern: Erkläre deine Arbeitsweise proaktiv, manage beiderseits die Erwartungen und versuche, so viele Fragen wie möglich im Vorfeld zu klären. Je früher du eventuelle Stolpersteine aus dem Weg räumst, desto reibungsloser wird die Zusammenarbeit verlaufen.

2. Gönn’ anderen ihren Erfolg.

Hör’ auf, die billige Konkurrenz / die geizigen Kunden / die verfallende Branche etc. für deinen Mißerfolg verantwortlich zu machen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Es ist genug für alle da. Und ich bin überzeugt, daß es für jedes gute Angebot einen Markt gibt. Wenn jemand anderes erfolgreicher ist als du, dann erkenne an, daß derjenige hart dafür gearbeitet hat, und überlege, in welchen Punkten er es besser macht als du. Vielleicht mußt du an deinem Marketing feilen, oder du verkaufst dich noch nicht genug über den Wert und zu viel über den Preis.

Analysiere deine Schwächen und dann arbeite dran.

3. Hör auf, dich ständig mit den anderen zu vergleichen.

Hast du das Gefühl, daß bei allen anderen immer alles wie am Schnürchen läuft, während du selbst mehr als oft genug ins Stocken gerätst? Daß die Welt auf Instagram oder Facebook nur aus beneidenswerten Erfolgen, coolen Leuten, perfekt eingerichteten Wohnungen, sensationellen Reisen und tollen Partys besteht?

Sei versichert: Was du siehst, sind vielleicht die besten 10% der Realität. Oder nicht mal das. Auch die anderen kochen nur mit Wasser. Auch die anderen kämpfen, mühen sich ab und haben mal einen Scheißtag (oder ein Scheißjahr). Aber du vergleichst gerade dein “Behind the Scenes” mit dem “Highlight Reel” anderer Leute. Oder dein Kapitel 1 mit dem Kapitel 20 deines Idols.

4. Mach viele Fehler.

Eine wichtige Eigenschaft erfolgreicher Leute ist die Art, wie sie mit Niederlagen umgehen.

Sieh jeden Mißerfolg nicht als Versagen, sondern als wichtige Lektion. Als Gelegenheit, Erfahrung zu sammeln und es beim nächsten Mal besser zu machen. Werte die Situation aus, die zu einem weniger als optimalen Ergebnis geführt hat, und passe dein Vorgehen entsprechend an.

Erfolg bedeutet, immer einmal mehr aufzustehen als man hinfällt!

5. Bleib dir selbst treu.

Hör auf, das zu machen, was alle tun, nur um möglichst vielen zu gefallen. Wenn du nur irgendwelchen Trends hinterherrennst, dann wirst du in einem Meer von Anbietern versinken, die alle das Gleiche machen. Und dich über den Preis verkaufen müssen.

Es gibt auf der Welt keinen zweiten Menschen, der das Gleiche bieten kann wie du. Deine einmalige Kombination an Erfahrungen, deine Werte, deine Geschichte, deine Vision. Hör auf dein Herz und finde dein Warum. Mach das, was dir Erfüllung bringt, und bleib um jeden Preis authentisch. Dann wirst du vielleicht nicht allen gefallen, aber dafür den richtigen Leuten. Und das ist unglaublich viel mehr wert.

Denk dran: Du bist deine Marke!

6. Setze dir Ziele. Und dann geh auf sie zu.

Wurstelst du nur jeden Tag vor dich hin, oder denkst du an den langfristigen Erfolg? Hast du Ziele und einen Plan? Den wahren “Overnight Success” gibt es nämlich nicht, es steckt immer jahrelange Arbeit dahinter.

Gib’ dir die Chance, großartig zu sein, und setze dir konkrete Ziele. Dream big! Überlege dir die Schritte, die du gehen mußt, um deine Ziele zu erreichen. Und dann geh los. Egal, wie langsam. Hauptsache, du fängst damit an. Mach’ dir jeden Tag klar, daß du es verdienst, erfolgreich zu sein. Aber auch, daß der Erfolg sich nicht von selbst einstellen wird.

Es gibt ein Sprichwort: “Je härter du arbeitest, desto mehr Glück wirst du haben.”

Komm ins Tun!

7. Spür’ die Angst und mach es trotzdem.

Nicht nur die Leber wächst mit ihren Aufgaben. Auch wir tun es ;-)

Erwarte nicht, daß sich etwas ändert, wenn du immer das Gleiche tust. Wachstum beginnt am Ende deiner Komfortzone. Du findest entweder einen Weg oder eine Ausrede. Wenn du Angst hast, daß du der Aufgabe nicht gewachsen bist, dann stell dir einfach vor jemand zu sein, dem sie leicht fällt – es hilft, versprochen!

Was kannst du heute tun, das dich Überwindung kostet, aber dich voranbringt? Zwing dich dazu, es zu tun.

8. Schlechte und gute Zeiten wechseln sich ab.

Hast du mal wieder eine Phase, wo du denkst, alles geht schief?

Dann mach dir einmal mehr klar, daß nie alles nur schwarz oder weiß ist. Bei niemandem. Aber: Für jede Tür, die zufällt, gehen zwei neue auf. Halte den Blick nach vorne gerichtet und nimm das Auf und Ab als gegeben hin. Resilienz ist eine unabdingbare Eigenschaft für Selbständige.

9. Sei lieb zu dir.

Dein kreativer Motor wird auf Dauer nur dann funktionieren, wenn du ihn gut behandelst.

Respektiere also die Bedürfnisse von Körper&Geist. Wertschätze dich selbst und deine Zeit. Niemand anderes wird dir mehr Wertschätzung entgegenbringen, wenn du es nicht zuerst selbst tust. Behandelst du dich aber selbst mit Liebe und Respekt, dann werden es auch andere tun.

Halte Ordnung und mach dein Bett. Gönn dir genug Schlaf, hochwertiges Essen, schöne Kleidung, genügend Bewegung und Offline-Zeit. Feier auch die kleinen Erfolge, verzeih dir deine Schwächen und mach dich nicht fertig, wenn du deine Erwartungen mal nicht erfüllst.

Du bist genug, so wie du bist.

10. Umgib’ dich mit den richtigen Menschen.

Es ist das Umfeld, welches uns prägt.

Jeder kennt sie, diese Menschen, die uns die Energie abzapfen wie ein Vampir das Blut. Sie reden deine Ziele klein und sind immer der Meinung, daß der Zug eh schon abgefahren ist. Meide solche Personen und umgib dich lieber mit Menschen, die schon da sind, wo du hin willst. Die deine Ambitionen verstehen, dich inspirieren und dir ein gutes Gefühl geben. Manchmal bedeutet dies auch, sich von bisherigen Freunden zu entfernen und sich neue Kreise zu suchen.

Denk daran: Du bist der Durchschnitt der 5 Leute, mit denen du die meiste Zeit verbringst. Wähle weise.

11. Lerne, “nein” zu sagen.

Ein ganz wichtiger Punkt für mich.

Viel zu lange habe ich versucht, es allen recht zu machen. Und mich dabei fast selbst vergessen. Das hat viel mit dem Bedürfnis zu tun, von anderen gemocht und akzeptiert zu werden (s. Punkt 5). Inzwischen habe ich gelernt, daß ich mich vor allem selbst mögen muß. Und richte meine Entscheidungen daran aus. Das heißt auch, daß ich schon mal ein Projekt ablehne, wenn es nicht im Einklang mit meinen Werten ist oder wenn der Auftraggeber keine Wertschätzung erkennen läßt. Und bisher ist daraus noch jedes Mal etwas Besseres entstanden.

12. Investiere in Menschen statt in Dinge.

Hier noch ein hübscher Flyer, da noch eine Anzeige, dort noch ein Facebook-Ad…

Für Massenartikel mag es eine sinnvolle Methode sein, seine Botschaft so breit wie möglich zu streuen. Für eine so emotionale und persönliche Dienstleistung wie die Fotografie halte ich es nicht für den richtigen Weg. Ich habe seit Beginn meiner Selbständigkeit zunehmend Begegnungen mit unglaublich tollen Leuten und diese sind mir mehr wert als alles andere. In persönlicher wie in geschäftlicher Hinsicht.

Wann hast du zum letzten Mal einem Lieblingskunden einen Kaffee ausgegeben? Wie begeisterst du Menschen, die deine idealen Kunden wären? Wie sorgst du dafür, daß deine Kunden dich weiterempfehlen? Wie netzwerkst du?

Unterschätze nie die Macht deiner Connections.

13. Investiere in Weiterbildung.

Als Kreativer verfällt man leicht dem Glauben, daß nur die eigene Arbeit besser werden muß, dann wird sich der Erfolg schon einstellen. Oder daß man nur besseres Equipment braucht. Dabei läßt man leicht aus den Augen, daß das Kreativbusiness zu 80% Business ist und nur zu 20% Kunst.

Seit Beginn meiner Selbständigkeit habe ich viel Zeit und Geld in Weiterbildung investiert. Ich durfte von einigen unfaßbar talentierten und erfolgreichen Menschen lernen. Heute stehe ich daher an einem Punkt, den ich noch vor wenigen Jahren für unerreichbar gehalten hätte. Ich habe fantastische Kunden, tolle Aufträge und viel Freiheit. Ich lerne weiterhin jeden Tag dazu und darf mein Wissen mittlerweile selbst in Business-Coachings an andere Fotografen weitergeben.

Laß dir gesagt sein, daß jeder Euro, den du in Weiterbildung (vor allem zu Business-Themen) investierst, unendlich viel besser aufgehoben sein wird als in einer neuen Kamera oder dem nächsten Objektiv.

14. Konzentrier’ dich auf das, was du am besten kannst. Und delegiere den Rest.

Hast du dich selbständig gemacht, um Wochen im stillen Kämmerlein mit deiner Steuererklärung zu verbringen? Oder um Ewigkeiten an deinen Texten zu feilen? Hast du dich schon so sehr an all die kleinen Aufgaben gewöhnt, daß dir gar nicht auffällt, wie viel Zeit du sinnvoller mit deinen Kernkompetenzen verbringen könntest?

Dann wird es Zeit, etwas auszulagern.

Klar ist das auch eine Kostenfrage, aber überlege mal, wie viel Zeit du dadurch gewinnst – Zeit, die du sinnvoller investieren könntest. Zum Beispiel, um mehr Aufträge zu generieren oder an den nächsten großen Zielen zu arbeiten.

Halte dich nicht mit den Kleinigkeiten auf. Konzentrier’ dich auf das, was wichtig ist. Und denk’ dran: Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.

Und um den Worten Taten folgen zu lassen: Ich suche Verstärkung. ;-)

15. Willst du das wirklich? (Bonus-Punkt!)

Bleibt zu sagen, daß nicht in jedem Kreativen auch ein geborener Unternehmer steckt. Aber die gute Nachricht ist, daß man das Unternehmerische lernen kann. Ich hatte lange Angst davor, mich hauptberuflich selbständig zu machen, aber irgendwann war der Punkt gekommen, wo ich es einfach wagen mußte. Und ich hätte nicht gedacht, daß ich am Unternehmertum mal so viel Freude finden würde. Und jetzt möchte ich nie mehr etwas anderes machen. Auch wenn es nicht immer ein Spaziergang ist.

Mancher Kreative stellt aber auch fest, daß es ihm besser geht, wenn er das Hobby nicht zum Beruf macht. Und das ist genauso ok.

Zu guter Letzt…

Wie geht es dir damit? Hat dieser Artikel etwas mit dir angestellt? Dir neue Denkanstöße geliefert? Neue Fragen aufgeworfen? Oder hast du noch etwas hinzuzufügen?

Das wüßte ich jetzt gerne von dir. Ich bin gespannt auf dein Feedback!

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