Diesen Artikel schreibe ich als Reaktion auf einen Post von meinem überaus geschätzten Kollegen David duChemin. Er hatte auf eine Coachinganfrage ein Preisangebot geschickt und dafür eine… nunja… eher unfreundliche Antwort kassiert. Ich greife das Thema hier auf, weil ich weiß, daß es auch für viele meiner Kollegen (und weit über die Branche hinaus) relevant ist.
Als Künstler und Freiberufler setzen wir uns zwangsläufig der Bewertung durch andere aus. Natürlich auch durch Leute, die Premium erwarten, aber nur Standard bezahlen wollen. Hier schwingt schnell ein gewisser Unterton mit: Wer glaubst du eigentlich, wer du bist…?
Ich schätze mich glücklich, daß meine Kunden extrem wertschätzende Leute sind, die sich mich gezielt aussuchen und oft zu Wiederholungstätern werden. Und doch ernte ich ab und zu auch Unverständnis gegenüber meinen Preisen.
Bei näherem Hinsehen ist es fast immer eine schädliche Einstellung zu sich selbst und seinem eigenen Wert, die so einem Verhalten zugrunde liegt.
Darüber müssen wir reden.
Sind wir Menschen nicht lustig? Wir beschweren uns, daß unsere Arbeit nicht geschätzt wird, aber bringen anderen selbst keine Wertschätzung entgegen. Wir opfern uns auf für die, die am lautesten schreien, wundern uns aber, daß wir von Leuten umgeben sind, die uns ausnutzen. Und wir geben lieber jeden Monat Geld für sinnlosen Ramsch aus statt zur richtigen Zeit für Dinge, die uns langfristig etwas bringen.
Es gibt da eine goldene Regel: Nur indem wir anderen Wertschätzung entgegenbringen, wertschätzen wir uns auch selbst. Und nur dann können das auch andere tun. Denn es gibt eine direkte Korrelation zwischen dem Wert, den wir in anderen sehen, und dem, den wir uns selbst beimessen.
Aber uns selbst wertschätzen bedeutet auch, entsprechend zu handeln und einen angemessenen Preis für unsere Arbeit zu verlangen. Und das ist nicht der, den der kleinste gemeinsame Nenner zu zahlen bereit ist.
Merke dir also:
Es wird immer jemanden geben, der billiger ist.
Wenn du nach dem Prinzip lebst, die anderen zu unterbieten, wirst du nie irgendwo hinkommen, denn irgendjemand wird immer billiger sein.
Du bist nicht verantwortlich für die Schnäppchenjäger und die Knappheitsdenker. Sondern für dich, für deine Zeit, dein Business und die Menschen (und Tiere), die von dir abhängen.
Wertschätze deine Arbeit.
Verlange einen gerechten Ausgleich für die Zeit, die du investierst, und für den Wert, den du anderen gibst. Dein Preis ist nicht “Was der Markt hergibt” oder wie weit du gehen kannst, ohne daß andere über dich urteilen. Es wird immer jemanden geben, dem du zu teuer bist.
Wenn du eine Premium-Leistung gibst, verlang’ einen Premium-Preis dafür.
Es gibt nicht “den” Markt.
Es gibt viele Abstufungen für jede Art von Budget. Setze den richtigen Preis für den Markt, den du bedienen willst.
Jepp, ich verlange viel für meine Leistung, aber ich gebe auch eine Menge. Und ich merke, daß diejenigen, die meine Kunden werden, meine Arbeit auch wirklich zu schätzen wissen. Leute, die billig oder kostenlos wollen, haben keine Wertschätzung für meine Arbeit. Und ein solches Publikum möchte ich nicht bedienen.
Versuche nicht, jedem zu gefallen.
Nicht jeder ist dein Kunde. Und das ist ok. Je weniger Zeit du für Leute verschwendest, die deine Arbeit nicht zu schätzen wissen, desto mehr kannst du dich denen widmen, für die du wirklich wertvoll bist.
Natürlich muß deine Arbeit auch dem Preis entsprechen und du mußt deinen Kunden immensen Wert liefern. Aber laß die Urteile von Leuten, die nicht deine Zielgruppe sind, nicht darüber bestimmen, wie du deine Zeit, deine Energie und deine Arbeit bewertest.
Du sagst deinem Markt, wer du denkst daß du bist. Es hängt von dir ab, ob du im Ramschkorb landest oder im Premiumregal.