Vor einiger Zeit war ich im Gespräch als offizielle Fotografin für eines der größten Pferdefeste Islands. Nach mehreren WMs hatte ich der Turnierfotografie eigentlich den Rücken gekehrt, aber diese Prestigeveranstaltung hätte ich damals durchaus noch mitgenommen.
Wie so oft bei solchen Events, ist für einen Fotografen nicht wirklich ein Budget vorhanden. Ist ja auch kein Wunder, denn Turnierfotos sind ein Massenprodukt mit begrenzter Kreativleistung und das Angebot an Fotografen übergroß.
Meine Arbeit für einen Mindestlohn zu verkaufen, war für mich aber keine Option, und so kamen wir nicht zusammen.
War ich enttäuscht? Sicher.
Aber die Enttäuschung währte nicht lange, denn ich beschloß kurzerhand, stattdessen einem persönlichen Projekt nachzugehen:
Ich wollte die Pferde an einem der schönsten Orte Islands bei ihrem täglichen Leben begleiten. Drei Wochen lang zog ich mit der Herde umher, teilte die Weiden mit Deck- und Junghengsten, streifte stundenlang an Stränden entlang, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Ich war in meinem Element. Und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich das Gefühl, vollkommen frei zu sein. Was für ein Gegensatz zu einer Woche in der Mitte einer Ovalbahn…
Die Fotos, die dabei entstanden, gehören zu den prägnantesten in meinem Portfolio und waren richtungsweisend für Vieles danach. Und brachten eine Lawine ins Rollen:
Die Bilder fanden online und offline Verbreitung, wurden für Magazin- und Buchtitel gekauft, ein Artikel über die Reise erschien im ISLANDPFERD. Ich entwickelte neue Ideen und mein Konzept für die Fotoreisen, bei denen es um so viel mehr geht als nur um Fotografie. Hervorragende neue Kontakte taten sich auf, und nicht zuletzt kam ich meinem “Warum” ein gutes Stück näher.
Hier hat so vieles seinen Anfang genommen, was heute nicht mehr wegzudenken ist…
Was will ich dir damit sagen?
Zum einen: Folge deinem Herzen. Immer. Denn dein Herz weiß, was die richtige Entscheidung ist. Du mußt nur darauf hören.
Zum anderen: Sieh einen Rückschlag nicht als Scheitern an. Es wird lediglich Platz für etwas Besseres frei. Auch wenn es sich vielleicht nicht immer sofort offenbart.
Oh, und drittens: Verlier bei allem, was du tust, nie den Respekt vor dir selber. Deine Arbeit ist wertvoll und wenn das der andere nicht erkennt, dann laß ihn ziehen.
Und überhaupt: Es gibt kein Scheitern, es gibt nur Lektionen, die das Leben einem schenkt. Das ist etwas sehr, sehr Gutes.
Und mit diesem Wissen lebt es sich unheimlich entspannt. ;-)