Das Wichtigste gleich zum Anfang: So einfach ist es natürlich nicht. Denn eine Garantie gibt es nicht, wenn du deinen Lebensunterhalt selbständig bestreitest (wo gibt es die schon im Leben…). Aber wenn du ein paar Grundsätze respektierst, dann setzt du die richtigen Vorzeichen.
Vor einiger Zeit habe ich dazu schon einen Artikel geschrieben, der immer noch einer der meistgelesenen hier ist. Als Ergänzung und Vertiefung dazu sind die folgenden Punkte gedacht. Für Fotografen und andere Kreativschaffende, die das Ziel haben, von ihrer Arbeit zu leben. Egal, ob du noch ganz am Anfang stehst oder schon ein Weilchen unterwegs bist. Es sind Richtlinien, die mir bei meiner eigenen Selbständigkeit geholfen haben und es immer noch tun.
Ich hoffe, sie sind auch für dich hilfreich.
1. Mach’ dein eigenes Ding.
Die Gurus predigen es, und auch ich kann es nicht oft genug betonen: Du bist nicht hier, um ein Abklatsch von irgendjemand anderem zu werden. Die Welt braucht keine zweite Version von Leibowitz, Mercury oder Rowling. Das könnte auch niemand von uns jemals werden. Warum denn auch?
Folge nicht dem Trend, sondern deinem Herzen. Bring deine Ideen in die Welt. Sei du selbst. Und sei die beste Version von dir selbst.
2. Stell den Lärm ab.
Ein kontrolliertes Maß an Inspiration ist okay. Aber paß auf, daß du vor lauter kreativem Input nicht deinen eigenen Output vernachlässigst. Denn die wahrhaft Produktiven konzentrieren sich darauf, etwas zu erschaffen, während alle anderen sich noch von dem berieseln lassen, was die Welt um sie herum so treibt.
Gönne dir Offline-Zeit. Laß das Handy liegen. Beschränke deinen Social Media Konsum. Schaffe dir einen Rückzugsort. Mach die Stille zu deiner Verbündeten. Wenn du lernst, das ständige digitale Hintergrundrauschen abzustellen, wirst du deine eigene Stimme umso deutlicher hören.
3. Such dir Inspiration außerhalb deines Fachs.
Wieso schauen eigentlich die meisten von uns zuerst bei den Kollegen, um die kreativen Säfte zum Fließen zu bringen? Mehr und mehr Einerlei ist die Folge.
Wenn du etwas wirklich Eigenes machen und dich damit von der Masse abheben willst (s. Punkt 1), dann schau über den Tellerrand: Welche Musik berührt dich? Welche Texte holen dich total ab? Welche Maler bewunderst du? Setze dich mit den Großen ihres Fachs auseinander und beobachte, was dich an ihnen fasziniert. Und dann lasse daraus etwas entstehen, das wirklich zu dir gehört.
4. Stell dich den Dingen, die du nicht vermeiden kannst.
Was machen wir am liebsten mit Situationen, die wir nicht mögen? Wir vermeiden sie. Und manchmal merken wir das nicht einmal. Aber das heißt nicht, daß diese Dinge damit weggehen. Im Gegenteil: Durch Aufschieberei werden sie meistens nur noch größer. Ok, außer vielleicht der Schnee in der Einfahrt. Der schmilzt irgendwann.
Aber die Jahresplanung erledigt sich nicht von selbst, während wir alle fünf Minuten E-Mails checken. Genausowenig wie Alkohol und Schokolade eine Therapie für die Leere im Herzen sind. Oh, und die Steuererklärung… genug gesagt.
Wenn du dich das nächste Mal dabei ertappst, etwas aufzuschieben, nenne das Problem beim Namen. Und dann pack es an.
5. Nutze deine Ressourcen sinnvoll.
Wir alle haben nicht unendlich viel Zeit und Energie zur Verfügung. Trotzdem lassen wir uns allzu oft fremdbestimmen, als ob es so wäre.
Ein gutes Zeitmanagement gehört zur Selbständigkeit wie die Bindung zum Buch. Ohne fällt alles auseinander. Aber dabei geht es nicht nur darum, mit Arbeits- und Ruhezeiten klug zu haushalten. Sondern auch darum, Grenzen zu setzen. Dir selbst und anderen. Nein zu sagen. Konsequent zu bleiben. Körper und Geist und Seele respektvoll zu behandeln und ihnen den nötigen Ausgleich zu gönnen.
Überleg dir gut, auf welchen Hochzeiten du tanzen willst. Und auf welchen nicht.
6. Lerne, mit Ablehnung klarzukommen.
Du bist nicht im Business, um von allen geliebt zu werden. Versuch es also gar nicht erst. Denn egal wie sehr du dich anstrengst, es wird immer jemanden geben, dem es nicht paßt, was du tust. Das gehört dazu. Es ist Teil des Spiels. Gewöhn dich besser dran.
Wenn du von allen geliebt werden möchtest, dann stell dich in die Fußgängerzone und verteil 100-Euro-Scheine. Aber selbst das ist keine Garantie. Schlauer ist es deshalb, bei dem zu bleiben, wovon du überzeugt bist (s. Punkt 1). Die richtigen Leute werden dich finden und dich dafür umso mehr schätzen.
7. Lade die Muse ein, aber warte nicht auf sie.
Es gibt da einen Unterschied zwischen Hobbykreativen und Profis: Erstere sind nur produktiv, wenn sie Lust drauf haben oder die Muße sie küßt. Eine schöne Vorstellung. Aber leider hat sie schon etliche aufstrebende Kreativschaffende zum Verzweifeln gebracht. Profis hingegen liefern routinemäßig.
Wenn du mit deiner Kreativität deinen Lebensunterhalt verdienen willst, warte nicht auf Motivation. Sondern setz’ dich hin und mach’ etwas. Und zwar täglich. Auch wenn dabei nicht jeden Tag ein neues Meisterwerk entsteht. Denn die Muse läßt sich bei dem nieder, der sie sich mit beharrlicher Arbeit verdient.
8. Mach weiter.
Wäre es nicht schön, wenn Unternehmertum immer nur aus Erfolgen bestehen würde? Ein Highlight würde das andere jagen und alles zusammen eine gleichmäßige Aufwärtskurve ergeben… ist aber nicht so. Sorry.
Die Realität ist: Es wird Rückschläge geben. Du wirst an dir selbst und an deiner Idee zweifeln. Manchmal wirst du dich vielleicht sogar fragen, was du hier eigentlich tust. Jeder, der dir etwas anderes weismachen will, glaubt vermutlich selbst noch an den Weihnachtsmann.
Du wirst aber auch Höhenflüge haben. Momente, in denen du dein Glück kaum fassen kannst. In denen du versucht bist, die Füße hochzulegen und es dir bequem zu machen (und genau das nicht tun solltest).
Stell dich auf beides ein. Und bleib dran. Denn das Unternehmertum bringt Hochs und Tiefs mit sich, genau wie das Leben. Und das ist ok. Sonst würden wir ja lieber im Angestelltenjob bleiben :-)
9. Versuche nicht, alles allein zu stemmen.
Natürlich kannst du die Welt da draußen allein erobern, tapferer Krieger. Aber du wirst länger brauchen und härter fallen. Und dich ganz allein wieder aufrappeln müssen. Keine sehr angenehme Vorstellung…
Wenn du schneller vorankommen möchtest, baue dir einen Kreis von Mitstreitern auf. Tausche dich innerhalb deiner Branche aus, aber auch darüber hinaus. Laß dir von Leuten helfen, die weiter sind als du. Reiche aber auch du jemandem die Hand, der zu dir aufblickt.
Denn wir alle stecken da gemeinsam drin.
10. Zu guter Letzt: Es ist schwer.
Das muß so sein. Denn wenn es leicht wäre, würde es ja jeder machen.
Aber wir sind ja nicht Unternehmer, um so sanft wie möglich durch’s Leben zu segeln. Sondern weil wir eine Vision haben, wie wir die Welt zum Positiven verändern wollen.
Und Veränderung wurde noch nie durch Füße hochlegen erreicht.
Also los geht’s!